Es gibt zu wenig Container, Frachtschiffe stauen sich vor verstopften Häfen, Lkw-Fahrer fehlen und dazu kommt noch der Rohstoffmangel an Kupfer, Eisen, Magnesium, Holz und vor allem Elektronikkomponenten. Was bedeutet das für die Lieferfähigkeit von Reinhausen? Und was kommt nach der Krise? Geschäftsführer Holger Michalka erklärt, wie Reinhausen auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und was sich langfristig ändern wird.
„Reinhausen ist lieferfähig!“
Weltweit klemmt es in den Lieferketten. Lange Liefer- und Wartezeiten sind die Folge. Reinhausen kann dank intelligenter Logistikketten trotzdem pünktlich liefern.
„Reinhausen ist lieferfähig!“
Weltweit klemmt es in den Lieferketten. Lange Liefer- und Wartezeiten sind die Folge. Reinhausen kann dank intelligenter Logistikketten trotzdem pünktlich liefern.
Ob Autos, Spielzeug oder Papier – fast überall gibt es Lieferengpässe. Ist bei Reinhausen die Lieferfähigkeit noch sicher?
Ja, wir haben unsere Lieferketten frühzeitig stabilisiert und durch intelligente Lagerhaltung die Versorgung der Produktion vorausschauend abgesichert. Unsere Lieferzeit beträgt im Stufenschalter-Geschäft konstant sechs Wochen und unsere Terminzusagen können wir zu 99 Prozent halten. Aber selbstverständlich ist das nicht. Corona zeigt uns schonungslos, wie verletzlich der internationale Warenverkehr ist. In einigen Bereichen, mit Bedarfen an Elektronikbauteilen oder chemischen Vorerzeugnisse merken auch wir das, dennoch fahren wir insgesamt betrachtet stabil durch diese besondere Zeit.
Wie gelingt es Ihnen trotzdem, die angespannte Lage zu meistern?
Kurzfristig gesehen, in dem unsere Mitarbeitenden im Einkauf, der Produktion und der Logistik schnell, agil und hochflexibel auf das aktuelle Tagesgeschehen reagieren. Als sich Anfang 2021 abzeichnete, dass es bei bestimmten Rohstoffen und Produkten zu Engpässen kommt, haben wir früh unsere Lager gefüllt. Das betrifft auch scheinbar banale Dinge wie die Holzkiste für den Transport unserer Laststufenschalter. Fehlt die, ist auch die Lieferung gefährdet. Aber anders als andere Unternehmen, die in den letzten Jahren ihre Just-in-Time-Konzept bis aufs letzte ausgereizt haben, stehen wir sehr gut da. Wir arbeiten schon immer stark aus lokalen Wertschöpfungsnetzwerken heraus und sind damit für unsere Kunden und Lieferanten ein langfristiger und verlässlicher Partner. Das zahlt sich jetzt aus. Auch die Investition in 2016 in unsere Logistik mit unserem neuen Materialwirtschaftszentrum (MWZ) in Regensburg zahlt sich dabei nun aus, weil sich die Anforderungen an die Logistik schon länger ändern. Das hat auch mit Weitsicht zu tun. Die Welt wandelt sich ja nicht erst durch die Pandemie – sie verstärkt aber alle Trends im positiven wie im negativen.
Das Materialwirtschaftszentrum in Zahlen
Quadratmeter Gesamtfläche
Mitarbeiter
aktive Materialnummern
Palettenplätze
Kleinteile-Tablare
Picks pro Arbeitstag
Welche Trends meinen Sie bezogen auf die Energiebranche?
Generell geht der Trend zu immer kürzeren und schnelleren Bestellungen. Die Kunden möchten weniger Kapital und Fläche binden und bis zuletzt flexibel auf Produktionsänderungen reagieren können. Geschwindigkeit ist dabei gefragt. Daher auch die Investition in unser MWZ in Kombination mit der Digitalisierung und Vereinfachung unserer Bestellprozesse z.B. im Komponentengeschäft. Im klassischen Stufenschalter-Geschäft laufen die Bestellungen durchaus mit längeren Vorlaufzeiten, verlangen dann aber eine genaue tagesaktuelle Punktlieferung zum Zeitpunkt der Montage.
Was wird sich sonst noch ändern?
Die geopolitischen und geoökonomischen Entwicklungen verschieben die globalen wohlbekannten Liefer- und Beziehungsstrukturen. Beschaffungsstrategien werden sich grundlegend ändern. Sogenannte Second-Source-Strategien, die die Abhängigkeit von nur einem Lieferanten vermeiden sollen, gewinnen an Bedeutung. Auch das Risikomanagement wird immer wichtiger. Um erfolgreich zu bleiben, müssen sich Unternehmen viel intensiver mit der Beschaffung und Absicherung von Rohstoffen beschäftigen – auch über die aktuelle Krise hinaus. Die Lokalität, also die Nähe des Lieferanten zur Produktion wird wieder eine größere Rolle spielen. Das hat nicht nur mit der Verfügbarkeit, sondern auch mit einem anderen ganz großen Thema zu tun: Nachhaltigkeit und Reduzierung der CO2 Emissionen. Ich glaube, dass der ökologische Fußabdruck zukünftig eine weitaus größere Rolle bei Kauf- und Investitionsentscheidungen spielen wird. Darauf bereiten wir uns vor.
Was unternehmen Sie dafür?
Um unseren Produkten eine bessere CO2-Bilanz zu geben, investieren wir bereits seit Jahren an unseren Standorten und in unseren Produktionswerken in energiesparende und energieeffiziente Technologien. Zudem setzen wir traditionell auf enge lokale Partnerschaften mit unseren Lieferanten. Mit unseren Produktionsstandorten in China, Indien, USA, Italien und Deutschland sind wir strategisch und global gut aufgestellt. Was unsere Beschaffungsstrategie betrifft, so haben wir unser Business Continuity Management neu gedacht – damit sind wir jetzt in der Krise bislang sehr gut gefahren.
Wann rechnen Sie damit, dass sich die aktuelle Lage wieder entspannt?
Das ist schwer abzuschätzen. Wir gehen davon aus, dass sich die Situation weit in das Jahr 2022 hineinziehen wird. Das betrifft vor allem Elektronikkomponenten und chemische Vorerzeugnisse, dort rechnen wir sogar mit einer teilweise Verschärfung der Lage. Wir werden die Entwicklung weiterhin genau beobachten und unsere Lieferketten absichern. Wir sind auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner!
Zur Person
Holger Michalka ist seit 2020 neben Wilfried Breuer und Dr. Nicolas Maier-Scheubeck Geschäftsführer der Reinhausen-Gruppe. Zuvor war er 15 Jahre bei RITTAL, einem führenden Systemanbieter für Schaltschränke, in unterschiedlichen Führungspositionen im In- und Ausland tätig. Bei Reinhausen ist er für den Bereich „Products & Operations“ und damit auch für das Thema Beschaffung und Logistik verantwortlich.